Vom Hof auf den Tisch lautet die ambitionierte und zuletzt gescheiterte Ernährungsstrategie der EU. Die Idee: das europäische Ernährungssystem nachhaltiger gestalten, globale Verflechtungen reduzieren und regionale Kreisläufe fördern.
Doch was ist eigentlich so schwer daran, gesunde Nahrungsmittel in der Region zu produzieren und die Menschen damit zu versorgen?
Darüber diskutieren Elia Carceller (MLU Halle), Klaus Feick (Biotopia) und Sebastian Pomm (Stadt Leipzig).
Die Gesprächsreihe Struktur & Wandel widmet sich in dieser Ausgabe anlässlich des Werkleitz-Festivals „Planetarische Bauern“ kleinteiligen Kreisläufen, politischen Strategien und der Frage, was Essen als Gemeingut bedeuten und praktisch verändern würde.
Während noch lange mit „Regional ist erste Wahl“ geworben wurde, hat sich das Food from nowhere (Nahrung von nirgendwo) als sinnbildhafter Ausdruck einer entkoppelten, globalisierten Lebensmittelwirtschaft durchgesetzt. Vielen Verbrauchern ist zwar die Herkunft wichtig, beim Blick auf die Preise spielt diese Präferenz oft jedoch eine nachgelagerte Rolle.
Das wollte die EU-Kommission im Rahmen des Green Deals mit ihrer ambitionierten Ernährungsstrategie ändern. From Farm to Fork sollte ein Umdenken bringen und mit gezielter Förderung regionalere Kreisläufe (wieder)aufbauen und EU-Betriebe stärken - doch nur mit mäßigem Erfolg. Zu sehr wird die Lebensmittelbranche von transnationalen Agrar- und Einzelhandelskonzernen, globalen Warenströmen und Preisen bestimmt.
Doch nicht alle wollen sich diesem Dogma hingeben. Verschiedene Akteur:innen versuchen seit Jahrzehnten durch Politisierung des Essens und alternative Wirtschafts- und Vertriebsmodelle zu einem Strukturwandel beizutragen und somit nicht nur das Bild vom „Hof auf den Tisch“ gesamtgesellschaftlich wieder in die Köpfe der Menschen zurückzuholen, sondern es auch praktisch zu tun.
Dabei könnte auch der eigentumsrechtliche Ansatz der Allgemeingüter (Allmende) eine Lösung versprechen.
Elia Carceller ist Gründerin von Lecker Atelier, promoviert an der Martin-Luther-Universität zu Essen als Gemeingut und koordinierte jahrelang die Slow Food Youth Akademie.
Klaus Feick ist Landwirt und seit 1990 einer der ersten Biobauern in Sachsen-Anhalt. Gemeinsam mit seiner Frau und weiteren Partnern betreibt er einen 450ha Biohof im Mansfelder Land und einen Feinkostladen in Halle/Saale.
Sebastian Pomm arbeitet bei der Stadt Leipzig im Bereich nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung. Nach seinem Geographiestudium leitete er mehrere Jahre den Bildungsbereich im Gemeinschaftsgarten Annalinde.