Künstlerische Forschung

Künstlerische Forschung

Jährlich lädt die AfA zwei Künstler:innen zur Auseinandersetzung mit Transformationsphänomenen in Stadt und Land ein. Das jeweilige Jahresthema dient dabei als Orientierung. Künstlerische Forschung, die seit den 2000er Jahren als interdisziplinäres Feld zwischen Kunst und Wissenschaft etabliert ist, bildet die Grundlage für diese Arbeiten.

Die eingeladenen Künstler:innen werden durch wissenschaftliche Aufbereitungen der AfA unterstützt, die ihnen fundierte Einblicke und Ressourcen zur Verfügung stellen. Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit werden im Fremdenverkehrsbüro präsentiert und so einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Karla Zipfel

Ganz andere Wärme

Karla Zipfel beschäftigt sich mit sozialem Wandel der Region Mansfeld-Südharz und der Stadt Halle anhand exemplarischer Gebäude und ihrer Heizquellen. Der Titel „Ganz andere Wärme“ greift dabei die Doppeldeutigkeit des Wortes Wärme auf, das für thermische Energie und für eine emotionale Qualität steht. Es entsteht eine Installation, die mit Modellen von Häusern und Heizkreisläufen auf die Verflechtungen von sozialer und physikalischer Wärme von Orten verweisen.

Angesichts des Strukturwandels ist es eine zentrale Herausforderung, Knotenpunkte der Wärme zu erhalten. Sanierungsbedürftige Heizungssysteme sind häufiger Grund für die Aufgabe von Gebäuden. Ein unbeheiztes Haus wird innerhalb weniger Jahre zur Ruine.

Die Fassaden stehen für typische Gebäude aus unterschiedlichen historischen und sozialen Kontexten: Ein Bauernhof, ein Gründerzeitbau, eine WBS70 Platte und ein postmodernes Mehrfamilienhaus aus der Nachwendezeit. Offen bleibt, ob sie sich im florierenden Betrieb oder im Zerfall befinden.

Ein gesellschaftlich aufgeheiztes Thema sind häusliche Wärmeanlagen aber auch durch ihren Stellenwert in der Klimapolitik. Ob Öl- und Gasheizung, Holzofen, Wärmepumpe oder Solarenergie – dieselbe Wärme führt nicht zwangsläufig zu sozialem Kitt.

https://karlazipfel.com

Carla Lou West

WÜSTUNGSKUNDE

Carla Lou West widmet sich in Ihren Arbeiten der visuellen Erforschung von Zukunft und Vergangenheit. Mithilfe von graphischen Erzählungen und emotionalen Infographiken nimmt sie verschiedene Positionen auf dem Zeitstrahl ein und ermöglicht somit neue Arten der Betrachtung.

Für die Agentur für Aufbruch beschäftigt sich die Künstlerin mit der Wüstungskunde. Diese untersucht die Geschichte aufgegebener Siedlungen und Wüstungsflächen anhand von Literatur, Urkunden und Flurkarten und bietet die Grundlage für eine siedlungsgeschichtliche Darstellung. In der Auseinandersetzung begibt sich Carla Lou West auf Spurensuche. Was unterscheidet Wüstungen im Mansfelder Land von denen in der Stadt Halle. Welche Geschwindigkeit hat die Veränderung und was bleibt zurück? In welcher Beziehung stehen die Veränderungen zueinander und welche Möglichkeiten schaffen Wüstungen für die zukünftige Entwicklung eines Ortes.

Die visuelle Wüstungskunde der Künstlerin bezieht sich dabei auf diverse Spuren. Während die Literatur von Erich Neuss zu diesem Thema den Recherchen zu Grunde liegt, wird die Suche durch subjektive Beobachtungen und Fragestellungen erweitert.

Was kann ein leerstehendes Gebäude über einen Ort erzählen? Warum verlieren sich Fahrradwege im Nichts? Was sagen uns die festgetretenen Flecken auf dem Teer?  Aber auch: Wie werden Grünflächen, Stein und Schlacke genutzt und verändert-für Stadt und Land. Die Transformation leitet diese Expedition aus der Vergangenheit in die Zukunft.