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Jahresthema

Das Jahresthema Energien und Netze setzt den Fokus auf die zentrale Rolle von Energie und Vernetzung im Strukturwandel des Mitteldeutschen Reviers. Energie, als treibende Kraft sowohl im physischen als auch im übertragenen Sinn, steht im Zentrum von Transformationsprozessen, die nicht nur die Industrie, sondern auch das alltägliche Leben und die sozialen Strukturen der Region tiefgreifend verändern. In diesem Kontext untersucht die AfA, wie traditionelle und innovative Energienetze neue Formen des Miteinanders schaffen können und welche Rolle lokale Netzwerke und gemeinschaftliches Wissen dabei spielen. Durch die Verknüpfung wissenschaftlicher und künstlerischer Ansätze will die AfA nicht nur technische, sondern auch kulturelle und gesellschaftliche Aspekte beleuchten, um Perspektiven für eine nachhaltige und vernetzte Zukunft zu entwickeln. Hierbei steht die Frage im Vordergrund: Wie können Energien und Netze genutzt werden, um den Zusammenhalt und die Resilienz der Region im Angesicht des Strukturwandels zu stärken?

Aktuelle Veranstaltungen

Agentur für Aufbruch

Die Agentur für Aufbruch versteht den Strukturwandel im mitteldeutschen Revier nicht nur als einen folgerichtigen und notwendigen Weg in die Zukunft, sondern auch als einen, auf dem es vieles zurückzulassen gilt. Uns interessiert: Was sind die Perspektiven der Menschen in den betroffenen Regionen auf diesen Aufbruch? Welche Wünsche und Hoffnungen gibt es, welche Möglichkeiten der Mitgestaltung? Was verlieren wir auf diesem Weg, und welche Erinnerungen sind uns für die Zukunft wichtig?

Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, setzt die AfA auf die Begegnung und das Gespräch mit den Menschen in der Region, auf das Wissen der Nachbarschaften vor Ort und auf den Austausch zwischen Stadt und Land.

Wenn es darum geht, die Ergebnisse auszuwerten, zu archivieren und der Öffentlichkeit zu präsentieren, kombinieren wir Methoden sowohl der künstlerischen als auch der wissenschaftlichen Forschung. So werden die Resultate unserer Arbeit in Ausstellungen, Filmscreenings und anderen künstlerischen Formaten präsentiert, aber auch in Workshops, Gesprächsrunden und Publikationen vermittelt und weiterdiskutiert. Für die unterschiedlichen Vermittlungsformate schaffen wir temporär neue Räume der Begegnung und des Austausches in Stadt und Land.

Die AfA ist ein gemeinsames Projekt des Instituts für Strukturwandel und Nachhaltigkeit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Werkleitz.

Das Institut für Strukturwandel und Nachhaltigkeit (HALIS) der Martin-Luther Universität Halle/Wittenberg wurde 2021 gegründet, um den Strukturwandel in Mitteldeutschland zu erforschen und zu begleiten. Es bündelt umfangreiche Expertise aus verschiedenen Disziplinen und trägt durch qualitative Forschung und Wissenstransfer zum gesellschaftlichen und fachlichen Austausch bei.

Werkleitz gründete sich im ländlichen Raum und wechselte 2004, nach einem Jahrzehnt im Dorf, von Werkleitz nach Halle (Saale). 2020 ging es zurück aus der Stadt, hinein ins Mansfelder Land. Dort initiierte Werkleitz mit der Werkleitz Festival Trilogie Unter Uns, Mehr oder Weniger und Mein Schatz bis 2023 die intensive künstlerische Betrachtung der historisch vom Bergbau und gegenwärtig vom Strukturwandel geprägten Region.

Formate der Agentur für Aufbruch

Spring School

Unsere Spring School ist ein jährlich wiederkehrendes einwöchiges Werkstattformat für Studierende der Martin-Luther-Universität und der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle. Angehende Künstler:innen und Wissenschaftler:innen treten hier zunächst in Austausch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Forschungsmethoden, bevor sie in gemischten Teams lokalen Akteur:innen des Strukturwandels begegnen. Visuelle Eindrücke, Narrative individueller Erfahrungen und kollektiver Praktiken werden gesammelt, von den Teams ausgewertet, bearbeitet und in interdisziplinärer Zusammenarbeit in einem Magazin zusammengeführt. Die Ergebnisse der Spring School werden am Ende der Woche in einem temporären Ausstellungsraum vor Ort präsentiert. Im Anschluss geht das Magazin in die Vervielfältigung und wird auf der Seite der Agentur für Aufbruch veröffentlicht, um ein größeres Publikum in Stadt und Land zu erreichen.

Energien und Netze

Für 2024 wurden vom 27.05. bis 01.06. Akteur:innen im Mansfelder Land zum Thema Energien und Netze befragt: Welche Energien werden im Mansfelder Land gewonnen und welche Ströme fließen durchs Mansfeld hindurch? Wer sind die Akteur:innen bei der Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien? Wer wartet die Windräder, wer flickt die Netze und wer handelt den Strom? Die Ergebnisse wurden von den Teilnehmer:innen der Spring School am 01.06.2024 in der Molmecker Straße 86 in Hettstedt in Kurts Garage und im Rahmen des Werkleitz Festivals Tank oder Teller vom 31.5. bis 14.6. öffentlich präsentiert.

Fazit der Teilnehmehmer:innen der diesjährigen Spring School Energien und Netze.

© Werkleitz 2024, Foto: Falk Wenzel

Werkstatt

Mit der Strukturwandelwerkstatt wollen wir junge Menschen für die Veränderungen in ihrer Region sensibilisieren. Kinder und Jugendliche werden hier zu kreativen Forscher:innen, die lernen, eigene Interessen und Meinungen zu Themen wie Zukunft, Wandel und Region geltend zu machen. Sprache und bildnerische Gestaltungsmittel sind dabei wichtige Werkzeuge. Durch gemeinsam erarbeitete Kunstinstallationen und journalistische Hörstücke lernen die Teilnehmer:innen, ihre eigenen Inhalte auszudrücken und einem Publikum nahe zu bringen. Die Ergebnisse der Strukturwandelwerkstatt werden regelmäßig ausgestellt und im Radio ausgestrahlt.

This is Food! Is this Food?

Im Rahmen des Werkleitz Festival 2024 Tank oder Teller fanden am 3.6.2024 unsere ersten zwei Strukturwandelwerkstätten zum Thema „This is Food! Is this Food?" statt.

Gemeinsam mit einer 7. Klasse der IGS Steintor Schule widmeten wir uns in zwei künstlerischen Workshop den Veränderungen unserer Ernährung im Spannungsfeld von Klimawandel, Energiehunger, Bevölkerungsentwicklung, Ressourcenverknappung und Gewohnheiten. Die Schüler:innen arbeiteten mit Bild-Text-Schere, Fieldrecorder, Kontext und Prittstift und visualisierten bzw. vertonten ihre ganz eigenen Themen und Fragen in einem Mixed Media Kunstwerk und zwei spannenden Hörcollagen.

Die methodische Begleitung erfolgte durch Astrid Queck und Christian Wenzel vom Kinderkunstforum e.V. sowie durch die freien Medienpädagoginnen Anja Thümmler und Sarah Melzer.


Mixed Media Kunstwerk

Das Kinderkunstforum erarbeitete dieses Mixed Media Kunstwerk gemeinsam mit dreizehn Jugendlichen der 7. Klasse . Die Werkstatt erkundete die ästhetische Wirkung von Bewegungen und Energie-Netzwerken, Lieferketten, Flächennutzung sowie die mikroskopische Betrachtung von Energiestoffen und Lebensmitteln. Während des Projekts arbeiteten die Jugendlichen auch mit Grafiken und Bildern und stellten sich die Frage: „Was könnte das Essen der Zukunft sein?“ Der kreative Prozess sollte mehr als nur einen Raum für künstlerisches Schaffen öffnen; er sollte die Jugendlichen auch dazu anregen, über gesellschaftsrelevante Themen nachzudenken und zu diskutieren.

Radiojournalistische Hörcollagen

Was macht gesunde Ernährung aus und wie stehen die Menschen in Halle zu vegetarischer bzw. veganer Ernährungsweise? Was motiviert sie selbst im Garten oder auf dem Balkon Gemüse und Früchte anzubauen? Und in welcher Beziehungstehen die Menschen zur Landwirtschaft?

Diesen Fragen widmeten sich die zweite Hälfte der 7. Klasse in einem Radioworkshop. Nach einer kurzen Einführung zu radiojournalistischen Methoden pochten, knisterten, schmatzten und sprachen sie in die Mikros, um ein erstes Gefühl für Tonaufnahmen und Geräuschkulisse zu bekommen. Ausgestattet mit Fieldrecorder und Umfragezettel ging es im Anschluss in Kleingruppen durch die Innenstadt von Halle zur Straßenumfrage. Die Antworten lassen sich in zwei spannenden Hörkollagen nachhören.

Hören Sie gern hinein:

Die Ergebnisse der Strukturwandelwerkstätten bildeten Teil der Ausstellung des Werkleitz Festival 2024 Tank oder Teller und waren vom 5.6. - 14.6.2024 im Festivalzentrum in der Großen Ulrichstraße 13 ausgestellt.

Hörinsel und Wandkollage
Wald im Wandel

Anlässlich des Jahresthemas „Energien und Netze” fand am 20. September die Strukturwandelwerkstatt “Waldwandeln“ statt. An der Wipper und seinen angrenzenden Hängen erkundeten zwei 4. Klassen der Grundschule am Markt in Hettstedt, wie unsere Wälder als dynamische Netzwerke funktionieren. Auf spielerische Weise erforschten die Kinder die sichtbaren Transformationsprozesse, von denen auch die Wälder hier in der Region betroffen sind. Methodisch wurde der Workshop von Nadia Nikolaus und Anna Dehn von der Auwaldstation Leipzig begleitet.


Die Waldwerkstatt begann mit einer gemeinsamen Wanderung entlang der Wipper, hinauf in den Wald. Aufgeteilt in zwei Gruppen, sammelten wir erste drängende Fragen. Schnell zeigte sich, wie leicht man sich durch einfaches und intuitives Fragenstellen dafür begeistern kann, was eigentlich im Wald vor sich geht, wie ein Baum im Netzwerk Wald existiert und was auf ihn einwirkt bzw. wie er genauso sein Umfeld mitbeeinflusst.

Wirft der Baum seine Blätter im Winter ab, damit wir mal ein bisschen Abwechslung beim Herbstspaziergang haben?”

Dass Bäume für die Temperaturschwankungen der Jahreszeiten ihre ganz eigenen Strategien haben, ist wichtig. In gefrorenem Boden würde ein Baum mit gleichzeitigem Wasserverlust über Blätter verdursten - trotz reichlich vorhandenem Wasser, nur eben in falscher Form.

Holweg zum Rundgang

Neben kleinen Impulsvorträgen konnten die Kinder immer wieder ‘hands on’ herausfinden, was eigentlich im Ökosystem Wald passiert. Beim ‘Baumscheibenpusten’ konnten wir zum Beispiel feststellen, wie der Baum das Wasser transportiert. Ganz einfach indem wir bewiesen haben, dass man durch die Leitbahnen getrockneter Baumscheiben durchpusten kann! Einseitig Spülmittel auftragen, pusten – und die Seifenblasen fingen an, auf der gegenüberliegenden Seite zu wachsen.
So geht das Wasser also von den saugenden Wurzeln bis hoch in die Baumkrone.

Weiter ging es über eine kleine Anhöhe in die nächste Senke, wo wir uns fragten: Was bedeutet der Wald für uns als Menschen und welchen Einfluss haben wir auf ihn? Diesen Fragen widmeten wir uns anhand praktischer Beispiele, wie der roten Grünalge und den sichtbaren Spuren von Übernutzung.
Dass die Grünalgen noch nicht lange wieder am Stamm der Bäume zu entdecken sind, wies in diesem Fall auf eine stark verbesserte Luftqualität hin.

Wie heißt der Baum hinter uns, den wir auch auf den Kupfermünzen in unserem Portemonnaie finden können?”

Nach einer kleinen Einführung zu den gängigen Baumarten, machten sich die Kinder ans Bestimmen. Ausgestattet mit unterschiedlichen Abbildungskarten zu Blättern und Früchten krochen die Kinder durch das Unterholz und versuchten ihre Baumart im Wald zu finden. Dabei wurde über die Unterschiede zwischen Laub- & Nadelbäumen gesprochen, ebenso ging es um ihre individuellen Standortansprüche sowie die darauf angepassten Eigenschaften der jeweiligen Art.

In einem kurzen Input über Ursachen und Verlauf des Klimawandels leiteten wir zum Thema Zukunft des Waldes über.

Wenn der Klimawandel die Witterung stetig trockener macht, wer von beiden, Eiche oder Birke, hat dann wohl in Zukunft die besseren Karten?”

In diesem Fall ging es um die Fähigkeit der tief wurzelnden Eiche in trockenen Gebieten trotzdem eine ausreichende Wasserversorgung zu haben, was sie zu einem gerne gewählten ‘Klimabaum’ macht. Highlight der Werkstatt war die gemeinsame spielerische Pause auf einer Wiese oberhalb des Waldes. In der ganz großen Gruppe schlüpften die Kinder in die Rolle unterschiedlicher Baumarten, um dann je nach Art von Schädlingen oder Umweltereignissen heimgesucht zu werden. Anfällige Arten fielen um, aber wie bereits besprochen wurde: Vielfalt macht resilient gegen den Klimawandel! Zusammengesackte ‘Bäume’ wurden von den anderen ‘Arten’ aufgefangen. In der letzten Runde stellten die Kinder am eigenen Leib fest, wie es einer Fichten-Monokultur ergeht, die als Flachwurzler von einem Sturm betroffen ist - völliger Kahlschlag - und alle Kinder lachend auf dem Boden.
Geringe Wurzeltiefe und der erste Platz auf dem Speiseplan des Borkenkäfers machen die Fichte zur Verliererin in Zeiten des Klimawandels - vor allem in Reinbeständen.

Zum Abschluss wurden die Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Wald in einer gemeinsamen Collage zusammengetragen. Die Witterungsbeständigkeit im Hinterkopf, wurde die Collage als ‘Legespiel’ vorbereitet.
Gemeinsam überlegten wir, welche Bedrohungen für den Wald existieren, um alles was den Kindern aus den letzten zwei Stunden dazu einfiel, nochmals in eine geordnete Form zu bringen. Ein Kind erinnert sich an das Thema Waldbrandgefahr, jemand anderes bringt Erdbeben ins Spiel und die letzten Nachzügler präsentieren das noch kurz vor knapp entdeckte Holunderblatt aus dem Suchauftrag.
Damit eine Take-Home-Message mit in den Schulbus einsteigen konnte, haben wir abschließend zusammengetragen, wie wir diesen Bedrohungen entgegentreten können. Sei es durch mehr Busfahren, um Emissionen zu verringern oder unser eigenes Verhalten im Wald nochmal ganz genau zu durchleuchten.

Entlang der Wipper gestartet kam der Ausflug dann mit einem doch etwas größeren Flüsschen zu einem gebührenden Ende: Ein vielstimmig gesungenes ’an der Saale hellen Strandes’ verabschiedete uns am Novalisschloss.

Gesprächsreihe: Struktur & Wandel

Alle zwei Monate veranstalten wir Vorträge, Gespräche und Podiumsdiskussionen mit Expert:innen, die sich in ihrer politischen, wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Tätigkeit mit Strukturwandel auseinandersetzen. Ob Einverständnis oder Kontroverse, Streit oder Zusammenklang – der Dialog, das Miteinanderreden steht hier für uns im Fokus. Auch mit diesem Format verlassen wir regelmäßig die hallensische Stadtgrenze, um dort zu sein, wo Strukturwandel tatsächlich stattfindet.

Krise, Korn und Kalorie
Foto: AfA

Vor dem Hintergrund aufflammender Hungerkrisen, der Spekulation mit Grundnahrungsmitteln und der lauter werdenden Forderung nach Ernährungssouveränität stellen sich drängende Fragen: Wie sprechen wir über Essen und welche Auswirkungen diese Diskurse auf die Zukunft unserer Ernährung haben könnten? Welche Rolle spielt dabei die Kalorie und braucht es einen Paradigmenwechsel, um mit der thermodynamischen Annahme vom Körper als Motoren zu brechen und anders über Produktion und Konsumtion von Lebensmitteln zu sprechen? Wie beeinflussen Spekulationen und Handelspraktiken auf den Getreidemärkten die Verfügbarkeit und den Preis von Grundnahrungsmitteln? Welche Auswirkungen haben diese Mechanismen auf die Ernährungssicherheit und die Verteilung von Ressourcen weltweit?

Zum Auftakt der Gesprächsreihe Struktur & Wandel diskutierten der Wirtschaftsgeograph Prof. Jörg Gertel und die Historikerin Dr. Nina Mackert (beide Universität Leipzig) zu diesen Fragen und lieferten passende Antworten. Dabei stellten sie die Zusammenhänge von menschlichen Energiebedarfen und den Produktions- und Handelsmechanismen in der globalisierten Nahrungsmittelwirtschaft her.
Anhand kulturhistorischer Rückbezüge auf die Einführung des Kaloriezählens (oder der sogenannten Schrebergärten) betonte Nina Mackert deren prägenden Einfluss auf die Bewertung und Standardisierung von Körper(bildern) und Eigenverantwortung individueller Ernährungspraktiken. Jörg Gertel verwies in Bezug auf Nahrungsmittelspekulation und Hungerkrisen auf die bestehende Forschung, die eindrücklich zeige, dass Hunger durch fehlende Kaufkraft und nicht durch mangelnde Produktion entstehen würde. Demnach würde Hunger vielfach politisch instrumentalisiert.

Zusammenfassend wurde deutlich, dass sowohl die Preisbildung von Lebensmitteln als auch der Umgang mit Kalorien von globalen Machtstrukturen, technologischem Fortschritt und politischen Interessen beeinflusst werden. Das hat direkte Auswirkunen darauf, wie wir über Ernährung und Lebensmittelkonsum sprechen und auch in Zukunft sprechen werden.

Aufgeheizt! Wer? Macht. Energiewende?
© Werkleitz, Foto: Michel Klehm

In Mitteldeutschland ergeben sich durch den Strukturwandel grundlegende Fragen hinsichtlich neuer Knotenpunkte der Wärme- und Energieproduktion. Diese stellen die Kommunen und Bürger:innen vor Herausforderungen und einen grundlegenden Wandel. Anlässlich der Ausstellung Ganz andere Wärme thematisiert die AfA-Gesprächsreihe Struktur & Wandel hitzige Debatten um diese Veränderungen.

Das zweite Podiumsgespräch unserer Reihe widmete sich den drängenden Fragen zur Umsetzung einer sozialgerechten und ressourcenschonenden Energiewende. Dazu diskutierten Prof. Katja Müller von der Hochschule Merseburg und Manja Rothe-Balogh vom Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW) über die Bedeutung von Dialog und gesetzlichen Regelungen, die Rolle von Kommunen und die Notwendigkeit, Wirtschaftsinteressen mit Gemeinwohl zu vereinen. Für die Gesprächspartnerinnen spielten verschiedene Gerechtigkeitsaspekte sowie die Beteiligung der Zivilgesellscahft eine zentrale Rolle.

Für den Fortschritt der Energiewende benötigt es sehr viel Fläche. Die Diskussion beleuchtete daher auch die Spannungen zwischen Stadt und Land, insbesondere im Hinblick auf die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für Energiegewinnung und die damit verbundene Spekulation und finanzielle Aufwertung von Land. Katja Müller plädierte deshalb dafür, nicht nur den Dialog mit Beteiligten zu suchen, vielmehr müsste der Gesetzgeber klare Vorschriften hinsichtlich der finanziellen wie strukturellen Beteiligung schaffen. Das helfe auch, um den Wettbewerb konkurrierender Energieunternehmen um Land sozialgerecht abzufedern und kontrollierbar zu machen. Im Windenergiebereich würde das bereits schon besser geregelt. Bei den großflächigen Photovoltaikparks (außerhalb des EEG) fehlte hingegen noch eine entsprechende und eindeutige Gesetzgebung, führt die Professorin aus.
Für Manja Rothe-Balogh sollten vor allem die Kommunen zentraler in die Energiewende eingebunden werden und, wie es bereits bei der Wärmewende vorgesehen ist, als Kümmerer auftreten (mit entsprechender Unterstützung durch Bund und Länder, sowie städtischen Kommunen). Denn eine Wende im Energie- und Wärmesektor sei aus ihrer Sicht ohne Dialog nicht zu denken und müsse ebenso als gesamtgesellschaftliche Mamutaufgabe gelöst werden.

Wer am Ende die Energiewende dezidiert umsetzt, konnte im Gespräch nicht vollständig geklärt werden. Sicher ist jedoch, dass der größte Antreiber der Transformation die Gesellschaft selber ist.

Das Gespräch moderierte Felix Kolb.  

Künstlerische Forschung

Jährlich laden wir zwei künstlerische Forscher:innen dazu ein, die Auseinandersetzung mit Transformationsphänomenen in Stadt und Land zum Gegenstand ihrer Arbeit zu machen. Anknüpfungspunkte zum jeweiligen Jahresthema der AfA dienen uns bei der Auswahl der Positionen als Orientierung. Die eingeladenen Künstler:innen werden in ihrem Recherche- und Arbeitsprozess durch die AfA und ihre Mitarbeiter:innen mit viel Engagement unterstützt. Neben Support durch fundierte Einblicke in die bisherigen Forschungsergebnisse der AfA stellen wir unsere Netzwerke in Stadt und Land zur Verfügung und vermitteln Gesprächspartner:innen, Räume, Materialien etc. Die Ergebnisse dieser spannenden Zusammenarbeit werden abschließend in einer Ausstellung präsentiert.

Ganz andere Wärme

Ein Gründerzeitbau, eine WBS70 Platte, ein Bauernhaus und ein postmodernes Mehrfamilienhaus aus der Nachwendezeit – Karla Zipfel beschäftigt sich mit sozialem Wandel des Landkreises Mansfeld-Südharz und der Stadt Halle anhand archetypischer Wohnhäuser, ihrer Fassaden und Heizquellen.
Es entsteht eine Installation, die mit Modellen von Gebäuden und Heizkreisläufen auf die Verflechtungen von sozialer und physikalischer Wärme verweist. Ob Öl- und Gasheizung, Holzofen, Wärmepumpe oder Solarenergie, Wärme führt nicht zwangsläufig zu sozialem Kitt.

https://karlazipfel.com

Interview mit Karla Zipfel

    Ganz andere Wärme © Karla Zipfel

Was ist, wenn du warst

Einst als unbelebte Materie und Abfallprodukt verkannt, wandelten sich die Halden des Mansfelder Landes zu lebendigen Orten. Pflanzen und Tiere bevölkerten sie, und die Bewohner:innen entdeckten sie neu: als Wanderziele, Schießplätze oder als Treffpunkt für Kultur und Gemeinschaft. Seit 2038 findet jährlich das Haldenfest statt, bei dem die Halden als Wahrzeichen des Bergbaus in einer feierlichen Prozession umrundet werden.
Doch nun sollen die 19 größten von ihnen abgetragen werden – darunter eine Schlackenhalde, eine Kalihalde und 17 Schieferhalden. Die höchsten erreichten bis zu 153 Meter.
In einer fiktionalen Erzählung untersucht Carla Lou West die Halden als schützenswerte Denkmäler und beleuchtet so die Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Interview mit Carla Lou West

    Was ist, wenn du warst? © Carla Lou West

Transformatives Klassenzimmer

Das Transformatives Klassenzimmer ist ein innovatives Lehrformat, das wir in Zusammenarbeit mit der Geographiedidaktik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg entwickeln. Wir wollen Schüler:innen, sowohl in der Stadt Halle als auch im ländlichen Raum, in die gesellschaftlichen Diskussionen um Strukturwandel und Zukunftsvisionen einbeziehen und ihnen einen Raum bieten, in dem sie ihre Vorstellungen von Landschaft und Arbeitswelt nach dem Bergbau entwickeln und diskutieren lernen.

Wie wollen wir leben?

Im Rahmen eines Praxisseminars an der Martin-Luther-Universität im Wintersemester 2024/25 entwickeln wir mit Lehramtsstudierenden der Geographie Unterrichtsstunden und Themenwochen für Schulen. Durch interaktive Methoden und einen praxisorientierten Ansatz werden die Schülerinnen und Schüler ermutigt, ihre eigenen Perspektiven einzubringen und Lösungsansätze für die Herausforderungen der Region zu erarbeiten. Das Transformative Klassenzimmer bietet somit eine Möglichkeit, den Unterricht lebendig und partizipativ zu gestalten und gleichzeitig einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Region zu leisten.   

Team

Prof. Dr. Jonathan Everts

Jonathan Everts ist Professor für Humangeographie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er interessiert sich insbesondere für die sozialen und räumlichen Veränderungen, die regionaler Strukturwandel und grundlegende sozio-materielle Transformationen mit sich bringen. Ein gegenwärtiger Schwerpunkt seiner Arbeit bilden transformative Praktiken, durch die gesellschaftlicher Wandel ausgehandelt und hervorgebracht werden.

Mail: jonathan.everts@geo.uni-halle.de

Daniel Herrmann

Daniel Herrmann ist seit 2009 Direktor der Werkleitz Gesellschaft e.V.

Mail: dh@werkleitz.de

Dr. Mareike Pampus

Mareike Pampus ist Postdoktorandin und Dozentin der Humangeographie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und wissenschaftliche Koordinatorin am Institut für Strukturwandel und Nachhaltigkeit. Derzeit erforscht sie im Rahmen ihres Postdoc-Projekts Naturkonzepte im Bereich der Wiedernutzbarmachung ehemaliger Tagebaue im Mitteldeutschen Braunkohlerevier und untersucht durch ethnographische Methoden die Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt sowie den wechselseitigen Charakter von Landschaftswiederherstellung und (mehr-als-menschlichem) Leben in postindustriellen Ruinen.

Mail: mareike.pampus@strukturwandel.uni-halle.de
Tel.: 0345 55-26008 

Felix Kolb

Felix Kolb ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Strukturwandel und Nachhaltigkeit und Doktorand der Humangeographie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Im Rahmen seiner Doktorarbeit forscht er zum geplanten Lithium-Bergbau in der spanischen Extremadura. Innerhalb der AfA beschäftigt er sich mit der Konzeption und Durchführung interaktiver Kreativwerkstätten sowie der Gesprächsreihe Struktur & Wandel.

Mail: felix.kolb@strukturwandel.uni-halle.de
Tel.: 0345 5523378

Tobias Hebel

Tobias Hebel arbeitete für verschiedene Museen und Kulturprojekte, zuletzt im Raum Leipzig-Halle und im Mansfelder Land. Seit 2024 unterstützt er Werkleitz innerhalb der Agentur für Aufbruch. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit dem Aufbau einer regional konnotierten, offenen Sammlung zum Mansfelder Land. Durch die Recherche, Erkundung und den Austausch vor Ort entsteht ein Regionalatlas – ein Gedächtnis regionaler Besonderheiten und Selbstverständlichkeiten.

Mail: th@werkleitz.de
Tel.: 0345 6824617

Grit Michelmann

Grit Michelmann studierte interkulturelle Wissenskommunikation, Germanistische Literaturwissenschaft und Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und arbeitete von 2010 bis 2023 für Europa- sowie Landtagsabgeordnete. Seither arbeitete sie in einem Bundesprogramm zur Förderung ländlicher Kultur und unterstützt seit 2024 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Agentur für Aufbruch.
Sie interessiert sich für jegliche Formen von Bürgerbeteiligung und erforscht die Zukunftserzählungen der Menschen im Mitteldeutschen Revier. In der Agentur für Aufbruch verantwortet sie deshalb die Spring School sowie weitere beteiligungsorientierte Formate.

Sebastian Schöne

Sebastian Schöne ist Transformationsdesigner und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Strukturwandel und Nachhaltigkeit. Als leichtherziger Pragmatiker und kreativer Generalist arbeitet er am Aufbau des digitalen Dokumentationszentrums Strukturwandel sowie dessen Beteiligungs- und Ausstellungsformaten.

Mail: sebastian.schoene@strukturwandel.uni-halle.de

Dr. Muriel Wipfler

Muriel Wipfler ist promovierte Kunsthistorikerin und Kulturwissenschaftlerin mit langjähriger Erfahrung in Archiven und im Ausstellungswesen. Nach drei Jahren im Strukturwandel auf Landkreisebene, spezialisiert auf Bildung und Denkmalschutz, bringt sie nun ihre Expertise als wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Aufbau des digitalen Dokumentationszentrum Strukturwandel (DIZES) und dessen partizipativen Formaten ein.

Mail: muriel.wipfler@strukturwandel.uni-halle.de

Tara Guariguata

Tara Guariguata unterstützt als wissenschaftliche Projektmitarbeiterin die Agentur für Aufbruch.

Mail: afa@werkleitz.de
Tel.: 0345 6824617