Werkstatt

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Mit der Strukturwandelwerkstatt wollen wir junge Menschen für die Veränderungen in ihrer Region sensibilisieren. Kinder und Jugendliche werden hier zu kreativen Forscher:innen, die lernen, eigene Interessen und Meinungen zu Themen wie Zukunft, Wandel und Region geltend zu machen. Sprache und bildnerische Gestaltungsmittel sind dabei wichtige Werkzeuge. Durch gemeinsam erarbeitete Kunstinstallationen und journalistische Hörstücke lernen die Teilnehmer:innen, ihre eigenen Inhalte auszudrücken und einem Publikum nahe zu bringen. Die Ergebnisse der Strukturwandelwerkstatt werden regelmäßig ausgestellt und im Radio ausgestrahlt.

This is Food! Is this Food?

Im Rahmen des Werkleitz Festival 2024 Tank oder Teller fanden am 3.6.2024 unsere ersten zwei Strukturwandelwerkstätten zum Thema „This is Food! Is this Food?" statt.

Gemeinsam mit einer 7. Klasse der IGS Steintor Schule widmeten wir uns in zwei künstlerischen Workshop den Veränderungen unserer Ernährung im Spannungsfeld von Klimawandel, Energiehunger, Bevölkerungsentwicklung, Ressourcenverknappung und Gewohnheiten. Die Schüler:innen arbeiteten mit Bild-Text-Schere, Fieldrecorder, Kontext und Prittstift und visualisierten bzw. vertonten ihre ganz eigenen Themen und Fragen in einem Mixed Media Kunstwerk und zwei spannenden Hörcollagen.

Die methodische Begleitung erfolgte durch Astrid Queck und Christian Wenzel vom Kinderkunstforum e.V. sowie durch die freien Medienpädagoginnen Anja Thümmler und Sarah Melzer.


Mixed Media Kunstwerk

Das Kinderkunstforum erarbeitete dieses Mixed Media Kunstwerk gemeinsam mit dreizehn Jugendlichen der 7. Klasse . Die Werkstatt erkundete die ästhetische Wirkung von Bewegungen und Energie-Netzwerken, Lieferketten, Flächennutzung sowie die mikroskopische Betrachtung von Energiestoffen und Lebensmitteln. Während des Projekts arbeiteten die Jugendlichen auch mit Grafiken und Bildern und stellten sich die Frage: „Was könnte das Essen der Zukunft sein?“ Der kreative Prozess sollte mehr als nur einen Raum für künstlerisches Schaffen öffnen; er sollte die Jugendlichen auch dazu anregen, über gesellschaftsrelevante Themen nachzudenken und zu diskutieren.

Radiojournalistische Hörcollagen

Was macht gesunde Ernährung aus und wie stehen die Menschen in Halle zu vegetarischer bzw. veganer Ernährungsweise? Was motiviert sie selbst im Garten oder auf dem Balkon Gemüse und Früchte anzubauen? Und in welcher Beziehungstehen die Menschen zur Landwirtschaft?

Diesen Fragen widmeten sich die zweite Hälfte der 7. Klasse in einem Radioworkshop. Nach einer kurzen Einführung zu radiojournalistischen Methoden pochten, knisterten, schmatzten und sprachen sie in die Mikros, um ein erstes Gefühl für Tonaufnahmen und Geräuschkulisse zu bekommen. Ausgestattet mit Fieldrecorder und Umfragezettel ging es im Anschluss in Kleingruppen durch die Innenstadt von Halle zur Straßenumfrage. Die Antworten lassen sich in zwei spannenden Hörkollagen nachhören.

Hören Sie gern hinein:

Die Ergebnisse der Strukturwandelwerkstätten bildeten Teil der Ausstellung des Werkleitz Festival 2024 Tank oder Teller und waren vom 5.6. - 14.6.2024 im Festivalzentrum in der Großen Ulrichstraße 13 ausgestellt.

Hörinsel und Wandkollage
Wald im Wandel

Anlässlich des Jahresthemas „Energien und Netze” fand am 20. September die Strukturwandelwerkstatt “Waldwandeln“ statt. An der Wipper und seinen angrenzenden Hängen erkundeten zwei 4. Klassen der Grundschule am Markt in Hettstedt, wie unsere Wälder als dynamische Netzwerke funktionieren. Auf spielerische Weise erforschten die Kinder die sichtbaren Transformationsprozesse, von denen auch die Wälder hier in der Region betroffen sind. Methodisch wurde der Workshop von Nadia Nikolaus und Anna Dehn von der Auwaldstation Leipzig begleitet.


Die Waldwerkstatt begann mit einer gemeinsamen Wanderung entlang der Wipper, hinauf in den Wald. Aufgeteilt in zwei Gruppen, sammelten wir erste drängende Fragen. Schnell zeigte sich, wie leicht man sich durch einfaches und intuitives Fragenstellen dafür begeistern kann, was eigentlich im Wald vor sich geht, wie ein Baum im Netzwerk Wald existiert und was auf ihn einwirkt bzw. wie er genauso sein Umfeld mitbeeinflusst.

Wirft der Baum seine Blätter im Winter ab, damit wir mal ein bisschen Abwechslung beim Herbstspaziergang haben?”

Dass Bäume für die Temperaturschwankungen der Jahreszeiten ihre ganz eigenen Strategien haben, ist wichtig. In gefrorenem Boden würde ein Baum mit gleichzeitigem Wasserverlust über Blätter verdursten - trotz reichlich vorhandenem Wasser, nur eben in falscher Form.

Holweg zum Rundgang

Neben kleinen Impulsvorträgen konnten die Kinder immer wieder ‘hands on’ herausfinden, was eigentlich im Ökosystem Wald passiert. Beim ‘Baumscheibenpusten’ konnten wir zum Beispiel feststellen, wie der Baum das Wasser transportiert. Ganz einfach indem wir bewiesen haben, dass man durch die Leitbahnen getrockneter Baumscheiben durchpusten kann! Einseitig Spülmittel auftragen, pusten – und die Seifenblasen fingen an, auf der gegenüberliegenden Seite zu wachsen.
So geht das Wasser also von den saugenden Wurzeln bis hoch in die Baumkrone.

Weiter ging es über eine kleine Anhöhe in die nächste Senke, wo wir uns fragten: Was bedeutet der Wald für uns als Menschen und welchen Einfluss haben wir auf ihn? Diesen Fragen widmeten wir uns anhand praktischer Beispiele, wie der roten Grünalge und den sichtbaren Spuren von Übernutzung.
Dass die Grünalgen noch nicht lange wieder am Stamm der Bäume zu entdecken sind, wies in diesem Fall auf eine stark verbesserte Luftqualität hin.

Wie heißt der Baum hinter uns, den wir auch auf den Kupfermünzen in unserem Portemonnaie finden können?”

Nach einer kleinen Einführung zu den gängigen Baumarten, machten sich die Kinder ans Bestimmen. Ausgestattet mit unterschiedlichen Abbildungskarten zu Blättern und Früchten krochen die Kinder durch das Unterholz und versuchten ihre Baumart im Wald zu finden. Dabei wurde über die Unterschiede zwischen Laub- & Nadelbäumen gesprochen, ebenso ging es um ihre individuellen Standortansprüche sowie die darauf angepassten Eigenschaften der jeweiligen Art.

In einem kurzen Input über Ursachen und Verlauf des Klimawandels leiteten wir zum Thema Zukunft des Waldes über.

Wenn der Klimawandel die Witterung stetig trockener macht, wer von beiden, Eiche oder Birke, hat dann wohl in Zukunft die besseren Karten?”

In diesem Fall ging es um die Fähigkeit der tief wurzelnden Eiche in trockenen Gebieten trotzdem eine ausreichende Wasserversorgung zu haben, was sie zu einem gerne gewählten ‘Klimabaum’ macht. Highlight der Werkstatt war die gemeinsame spielerische Pause auf einer Wiese oberhalb des Waldes. In der ganz großen Gruppe schlüpften die Kinder in die Rolle unterschiedlicher Baumarten, um dann je nach Art von Schädlingen oder Umweltereignissen heimgesucht zu werden. Anfällige Arten fielen um, aber wie bereits besprochen wurde: Vielfalt macht resilient gegen den Klimawandel! Zusammengesackte ‘Bäume’ wurden von den anderen ‘Arten’ aufgefangen. In der letzten Runde stellten die Kinder am eigenen Leib fest, wie es einer Fichten-Monokultur ergeht, die als Flachwurzler von einem Sturm betroffen ist - völliger Kahlschlag - und alle Kinder lachend auf dem Boden.
Geringe Wurzeltiefe und der erste Platz auf dem Speiseplan des Borkenkäfers machen die Fichte zur Verliererin in Zeiten des Klimawandels - vor allem in Reinbeständen.

Zum Abschluss wurden die Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Wald in einer gemeinsamen Collage zusammengetragen. Die Witterungsbeständigkeit im Hinterkopf, wurde die Collage als ‘Legespiel’ vorbereitet.
Gemeinsam überlegten wir, welche Bedrohungen für den Wald existieren, um alles was den Kindern aus den letzten zwei Stunden dazu einfiel, nochmals in eine geordnete Form zu bringen. Ein Kind erinnert sich an das Thema Waldbrandgefahr, jemand anderes bringt Erdbeben ins Spiel und die letzten Nachzügler präsentieren das noch kurz vor knapp entdeckte Holunderblatt aus dem Suchauftrag.
Damit eine Take-Home-Message mit in den Schulbus einsteigen konnte, haben wir abschließend zusammengetragen, wie wir diesen Bedrohungen entgegentreten können. Sei es durch mehr Busfahren, um Emissionen zu verringern oder unser eigenes Verhalten im Wald nochmal ganz genau zu durchleuchten.

Entlang der Wipper gestartet kam der Ausflug dann mit einem doch etwas größeren Flüsschen zu einem gebührenden Ende: Ein vielstimmig gesungenes ’an der Saale hellen Strandes’ verabschiedete uns am Novalisschloss.